Bayern-Süd

Unternehmerin im Gespräch: Dr. Michaela Elbel

Der VdU-Landesverband Bayern-Süd und die IHK für München und Oberbayern waren im Rahmen der beliebten Veranstaltungsreihe „Unternehmerin im Gespräch“ zu Gast bei Dr. Michaela Elbel, Partnerin und Gründerin der Patentanwaltskanzlei PATERIS PartmbB mit Standorten in München und Berlin.

Petra Göckel, Mitglied des VdU-Vorstands Bayern-Süd und selbst im freien Beruf als Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin bei ADJUVA-Treuhand GmbH tätig sowie Elfriede Kerschl, Referatsleiterin Frauen in der Wirtschaft der IHK für München und Oberbayern führten das Unternehmergespräch.

VdU: Patentanwälte sind vorwiegend Männer. Woher kamen Ihr Interesse und die Bereitschaft für die lange Ausbildung?

M. Elbel: Ich wollte schon immer Patentanwältin werden. Das wusste ich schon während meines Biologiestudiums. Ich war schnell mit meiner Promotion in der Virologie und Mikrobiologie und dann war der Weg frei. In München habe ich Ende der 90er Jahre meine Ausbildung in einer Kanzlei, anschließend beim Deutschen Patent- und Markenamt und beim Bundespatentgericht absolviert. Danach bin ich erst einmal in die USA gegangen. Vieles, was wir in der Forschung, aber auch beim Patentrecht sehen, hat seine Wurzeln in Amerika. Mich haben der freie Beruf, die Unabhängigkeit und die Möglichkeit mein eigener Chef zu sein, immer gereizt. Dass die Freiheit heute mit rund 30 KollegInnen und MitarbeiterInnen und einer Familie mit zwei Kindern aufgrund der Verantwortung ein bisschen eingeschränkt ist, stört dabei nicht – wesentliche Entscheidungen treffe ich jetzt zusammen mit meinen beruflichen Partnern und Zuhause mit meinem Mann.

IHK: PATERIS ist ein familienfreundlicher Arbeitgeber und bietet auch einiges an, damit Familie und Beruf vereinbar sind.

M. Elbel: Mir ist es persönlich wichtig, dass nicht nur ich, sondern alle in unserem Team Ihren Beruf ausüben können und gleichzeitig ein erfülltes Familienleben haben. Wir haben eine Büroleitung in Teilzeit, Homeoffice-Arbeitsplätze, Väter und Mütter in Elternzeit und sehr flexible Arbeitszeiten. Dafür sind wir schon vor Jahren von der Bayerischen Staatsregierung im Rahmen des SIEgER-Wettbewerbs ausgezeichnet worden.

VdU: Wie unterscheidet sich Führung, wenn nicht alle gleichzeitig anwesend sind?

M. Elbel: Entscheidend ist die Kommunikation. Man muss sehen, dass alle die wesentlichen Informationen bekommen. Hier kommen uns die modernen Tools und die sozialen Medien sehr gelegen. Infos kann man heute schnell verbreiten, weil praktisch alle immer online sind. Ich versuche mich hier diszipliniert zu verhalten und wirklich alle einzubeziehen. Andererseits bemühe ich mich, mein Team nicht mit Mails und Textnachrichten zu nachtschlafender Zeit zu überfallen.

VdU: Sie sprechen es an – jeder redet von Digitalisierung, aber auch zunehmend von Blockchain und künstlicher Intelligenz. Wird sich Ihr Beruf verändern?

M. Elbel: Davon bin ich überzeugt. Wie genau weiß noch keiner, aber ich vermute, dass wir in der Zukunft weniger standardisierte Dienstleistungen erbringen werden. Der Trend geht eindeutig hin zu maßgeschneiderten, sehr individuellen Lösungen. Der direkte und schnelle Kontakt zu unseren Mandanten – das sind vorwiegend die Inhaber bei Familienunternehmen, Geschäftsführer, Leiter der Rechts- und Patentabteilungen von börsennotierten Unternehmen aber auch Selbstständige, die über uns Ihre Marken anmelden – wird immer wichtiger. Einfache Verträge laden unsere Kunden heute schon aus dem Internet herunter. Die sieht der Patentanwalt erst, wenn es nicht funktioniert – und dann sind wir wieder beim engen, persönlichen Kontakt.

IHK: Sie legen Wert darauf, dass PATERIS ein gemischtes Team ist und aus der Presse wissen wir, dass gemischte Teams erfolgreicher sind. Was macht den Erfolg bei PATERS aus?

M. Elbel: Ich habe immer in gemischten Teams gearbeitet, und damit meine ich nicht nur alters- und geschlechtergemischte Teams. In den USA, wo ich auch als Patentanwältin tätig war, sind vor allem ethnisch gemischte Teams viel häufiger als bei uns. Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und Herkunft haben ganz verschiedene Erfahrungen und Herangehensweisen an komplexe Frage- stellungen - das hilft bei maßgeschneiderten Lösungen für unsere Kunden sehr. Ich habe mich ohnehin immer gerne mit Menschen umgeben, die andere Stärken haben als ich. Das war schon in der Schule so – meine Leistungen in Mathe und Physik waren nicht so prickelnd – ich habe schon damals den Kontakt zu cleveren Mitmenschen geschätzt. Am Ende ist immer das Gesamtergebnis wichtig, und zu dem leisten alle in einem gemischten Team ihren Beitrag.

IHK: Sie ermutigen Frauen mehr Führungsverantwortung zu übernehmen. Woher kommt Ihre persönliche Motivation?

M. Elbel: Ich habe zwei Söhne – die müssen schon sehen, dass Frauen in allen Lebensbereichen gleichberechtigt sind. Deshalb setze ich mich sehr für Chancengleichheit ein. Daneben sehe ich so viele Frauen, die sehr gut arbeiten, aber bei der Übernahme von mehr Führungsverantwortung immer den Männern den Vortritt lassen. Dies weil sie meinen, nicht perfekt für nicht perfekt für den Job zu sein, aber das sind Männer ja auch nicht. Oder es sind persönliche Gründe – meist die Familie – weshalb sie glauben, es nicht zu schaffen. Das stimmt aber nicht. Es gibt so viel Unterstützung, ein gutes Team stemmt so viel und manchmal muss frau auch einfach sagen: „Ja, ich kann das, und ich mach das jetzt!“