Rheinland

Netzwerke sind eine Kapitalanlage

Warum engagieren sich in Führungspositionen von Wirtschaftsverbänden und -vereinigungen immer noch weniger Frauen als Männer? Zur Beantwortung dieser Frage veranstaltete der VdU Rheinland erstmalig in einer Kooperation mit der IHK Düsseldorf ein Live-Netzwerkevent „Wir hatten über 80 Anmeldungen, auch von Männern“, bilanziert Moderatorin und Vorstandsmitglied Martha Giannakoudi.

Virtuell begegneten sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied des Deutschen Bundestags, Victoria Frankenheim (Vorstandsmitglied VdU Rheinland), die in sechster Generation das Bestattungshaus Frankenheim mit ihrer Schwester Juliane leitet, Marion Hörsken, Geschäftsführerin der IHK Düsseldorf, Sandra Jachmann, Geschäftsführerin der Jachmann Spedition in Mettmann und Vera Calasan, Mitgründerin der Excellence AG in Düsseldorf.

Warum sich aber engagieren? Für Victoria Frankenheim steht fest: „Von einem Netzwerk profitiere ich auf verschiedenen Ebenen: der Erfahrungsaustausch auf Unternehmerebene ist sehr wertvoll, da die Herausforderungen oft ähnlich sind“.

Vera Calasan, deren Eltern aus Montenegro stammen, weiß: „Von Sozialisten kann man Netzwerken lernen. Wenn es kein Kapital gibt, ist das die Macht.“ Ehrenämter und Netzwerke sieht sie unter dem Aspekt des Nützlichen. Sie findet die Frage, ob das Ehrenamt sich für einen lohnt, völlig legitim. Mitglied der Vollversammlung der IHK Düsseldorf lohnt sich für sie: „Ich habe dort viele geschäftliche Kontakte, auch zu Geschäftsführern meiner Kunden und kann in der Region aktiv Einfluss auf die Politik nehmen“, so Calasan.

Sandra Jachmann, die bei den Wirtschaftsjunioren Niederberg viele geschäftliche Kontakte, aber auch Freunde fürs Leben gefunden hat, kandidiert 2021 für die Vollversammlung der IHK Düsseldorf. Sie möchte im Verkehrsausschuss mitreden. „Wir können mehr bewegen, wenn es mehr weiblichen Unterstützung in den Gremien gibt.“

Ehrenamt erweitert Horizont

VdU Rheinland-Vorstandsmitglied Victoria Frankenheim schätzt am ehrenamtlichen Einsatz für die Wirtschaft, zu erfahren, was andere Unternehmen für ihre Mitarbeiter*innen tun. Das ist ihr gerade jetzt in der Corona-Krise wichtig, wo insbesondere die Arbeitnehmerinnen oft Schwierigkeiten haben, allen Anforderungen gerecht zu werden. „Außerdem kann ich beim Netzwerken das Tabuthema Tod und Bestattung im Gespräch enttabuisieren“, so Frankenheim.

Die Frage, ob eine Unternehmerin sich ehrenamtlich engagiert, ist für Marie-Agnes Strack-Zimmermann eine Frage der Sozialisation und der grundsätzlichen Neugier auf Menschen. Weibliches Netzwerken habe sich in den letzten Jahrzehnten zwar weiterentwickelt, aber noch immer sieht sie Defizite: „Ich wünsche mir Frauen überall. Es gibt kein Thema, das nicht von Frauen und Männern besetzt werden sollte. Wenn ich ein Foto von einer Expertenrunde sehe mit acht Männern und einer Frau, dann sage ich immer: Finde den Fehler. Meine Erfahrung ist, dass Frauen alles schneller erledigen und auf den Punkt bringen.“

Text: Susan Tuchel