Bayern-Süd

Interview mit Karin Danner

Hut ab, liebe Karin Danner! Als damals 18-jährige kam sie als aktive Spielerin zum Frauenteam des FC Bayern. Ihre größten Erfolge verzeichnete die frühere Nationalspielerin allerdings als Managerin der FC Bayern Frauen. Zum Ende der Saison 2022/2023 nimmt Karin Danner Abschied von ihrem Team und den FC Bayern Frauen – mit dem 5. deutschen Meistertitel als krönender Abschluss. Wir sagen DANKE und Chapeau - und verweisen hier auf unser aktuelles Interview mit dieser außergewöhnlichen Managerin und Sportlerin.

Interview mit Karin Danner

Sie kennen beide Seiten, den Sport und das Management. Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen, um als Sportlerin erfolgreich zu sein?
Karin Danner: „Es gibt viele Eigenschaften, die man sowohl im Sport als auch im Management braucht, um erfolgreich zu sein. Ehrgeiz, Durchsetzungskraft und Entscheidungswille zum Beispiel. Aber auch zwischenmenschliches wie Teamfähigkeit und Empathie.“
 
War der Sport eine gute Vorbereitung auf Ihre Position im Management?
KD: „Ja, in gewisser Weise. Man kann nicht pauschal behaupten, dass jede gute Sportlerin auch eine gute Managerin werden kann. Man muss sich schon für diesen Weg interessieren und es anstreben. Aber die zuvor genannten Eigenschaften sind die Basis und eine große Schnittmenge.“
 
Unternehmerinnen sowie Sportlerinnen müssen immer wieder Rückschläge einstecken. Wie schaffen Sie es, Ihre Spielerinnen zu motivieren – besonders bei Rückschlägen oder Verletzungen – stets ‚am Ball zu bleiben‘?
KD: „Mit zunehmendem Alter fällt einem so etwas leichter, weil man einen besseren Blick auf das große Ganze gewinnt. Aber ich kann mich immer noch sehr gut in junge Spielerinnen hineinversetzen, die etwa zum ersten Mal eine schwere Verletzung erleiden. In dem Moment bricht erst einmal eine Welt zusammen. Dann hilft es ihnen hoffentlich, wenn man ihnen mit eigenen Erfahrungen Mut machen kann. Denn unsere Spielerinnen sind Kämpferinnen – sonst wären sie nicht dort, wo sie jetzt sind. Und dann schaffen sie auch den Weg zurück.“
 
Haben Sie die Erfahrung gemacht, die darauf hindeutet, dass bestimmte Eigenschaften bei männlichen und weiblichen Sportlern unterschiedlich ausgeprägt sind?
KD: „Grundsätzlich kommt es im Sport auf das Gleiche an, egal ob Mann oder Frau. Im Fußball sind – und vor allem, waren – die Voraussetzungen aber sehr unterschiedlich. Deshalb brauchte es in der Vergangenheit als Fußballerin auch manchmal mehr Selbstbewusstsein, den eigenen Traum vom Fußballspielen trotz der Widerstände zu verfolgen.“

Denken Sie, das ist im Management auch so?
KD: „Das ist im Management wahrscheinlich ähnlich, wenn es um Widerstände geht. Man muss sich manchmal mehr beweisen als Männer. Das ist nach wie vor so.“

Wer hat es Ihrer Meinung nach leichter: Frauen oder Männer?
KD: „Das kann man ganz pauschal nicht sagen. Jeder und jede hat seine eigenen Herausforderungen und seine eigenen und gesellschaftlichen Ansprüche, die man erfüllen will.“

Die neue Generation und deren Ansprüche auf die Arbeitswelt unterscheiden sich von früheren Generationen. Stellen Sie dies auch bei Fußballerinnen fest, oder ist der Fußball zeitlos in Hinsicht auf Arbeitsbedingungen?
KD: „Natürlich ändern sich die Zeiten und die Zeit, als ich damals mit dem Fußballspielen begonnen habe, ist nicht mehr die gleiche, wie heute. Aber das ist ja auch gut so, dafür haben wir ja gekämpft. Es stimmt, die Ansprüche haben sich geändert – aber im Gleichschritt sozusagen auch die Anforderungen an die Spielerinnen.“

Was hat sich seit der EM im vergangenen Jahr beim Frauen-Fußball geändert?
KD: „Sehr viel. Wir haben deutlich mehr Aufmerksamkeit und deutlich mehr Fans im Stadion. Die Gesamtentwicklung ist sehr positiv und es darf gerne so weitergehen. Alles professionalisiert sich. Das geht nicht immer nur reibungslos vonstatten, das ist auch klar. Aber ich freue mich auf alles, was kommt und werde es beobachten.“

Was erhoffen Sie sich von der bevorstehenden WM?
KD: „Ich hoffe auf ein großes Fußballfest mit vielen unterschiedlichen Einflüssen, mit qualitativ hochwertigen Spielen, die begeistern. Und ich würde mich natürlich freuen, wenn die deutsche Nationalmannschaft am Ende den Titel holt, auch wenn das sehr schwer wird.“

Sie sind Managerin eines Frauen-Fußball-Vereines. Gibt es Unterschiede zum Management eines Konzerns oder einer großen Firma? Wenn ja, wo liegen diese?
KD: „Ich war Managerin bzw. Abteilungsleiterin einer Sparte innerhalb eines Gesamtvereins. Somit waren wir zuletzt auch Teil einer AG. Einerseits sind die Unterschiede daher wohl gar nicht so groß. Und trotzdem gibt es in unserem Business, dem Fußballgeschäft, natürlich sehr viele Besonderheiten, die es in anderen Bereichen so sicher nicht gibt.“

Vielen Dank Karin Danner für dieses Interview!


Das Interview führte Catrin Keil
Texte: Catrin Keil, Yvonne Molek
Fotorechte (c) FC Bayern