Rheinland

Warum wir es als Unternehmer*innen in der Corona-Krise gut haben – hier in Deutschland, in NRW, in Düsseldorf

Denn wir haben es gut: Nicht nur deutlich besser als in anderen (EU-)Ländern. Meiner Familie, meinen Liebsten und meinem Team geht es gut – es ist bisher Gott sei Dank keiner aus meinem Umfeld von Ansteckung oder gar Schlimmerem betroffen.

Weil ich in einer schönen Wohnung mit meinem Mann seit Wochen zusammen bin. Weil ich mit einem so engagierten Team täglich zusammenarbeiten und trotz der Einschränkungen fröhlich sein kann. Wir legen eine steile Lernkurve hin, wir sind sehr viel im Einsatz für unsere Kund*innen und Netzwerke, wir realisieren Online-Formate und wir arbeiten für die (bessere) Zukunft. 

Weil wir NICHT im Krieg sind. Wir müssen nicht vor Folter, Vertreibung und Mord fliehen, wir müssen uns nicht täglich auf die Suche nach Nahrung begeben, wir erleben keine Zerstörung von Häusern, Straßen, Schienen. Wir bleiben einfach zu Hause.  

Während täglich Menschen in systemrelevanten Berufen zur Arbeit gehen und sich für alle anderen einsetzen, sich kümmern und präsent sind. Weil wir Politiker*innen haben, die ihre Verantwortung ernst nehmen, Maßnahmen beschließen, glaubhaft kommunizieren und ein Kontaktverbot statt einer Ausgangssperre aussprechen. Ich fühle mich sicher aufgehoben in unserem Rechtsstaat, obwohl wir natürlich auch in dieser Hinsicht wachsam sein müssen. Das Internet steht, Strom, Wasser und Heizung laufen und unsere Telefone funktionieren. Hilfen aus dem NRW-Soforthilfeprogramm für Kleinunternehmer haben wir beantragt und innerhalb von Stunden bewilligt bekommen, ein Kurzarbeitergeld-Gesetz zur Zukunftssicherung wurde innerhalb von Tagen auf den Weg gebracht.  

Es sind gute Neuigkeiten, wenn Dior nun statt Parfüm Desinfektionsmittel, Gucci statt Kleidung Schutzanzüge, Trigema statt T-Shirts Atemschutzmasken, Jägermeister und Beiersdorf Desinfektionsmittel, Automobilhersteller Beatmungsgeräte herstellen, Hotels und Gaststätten Essen und Unterkunft spenden, Bosch einen Schnelltest entwickelt, Startups Innovationen zur Krisenbewältigung kreieren.  

Die Anzahl an Verschwörungstheoretiker*innen, Ignorant*innen, Egoist*innen, Provokateur*innen scheint zum Glück noch konstant geblieben zu sein. Dafür werden die Besonnenen, Solidarischen, Kreativen und Optimist*innen ein wenig deutlicher sichtbar: Menschen singen und lachen aus der Entfernung miteinander. Menschen telefonieren mehr und kümmern sich. 

Für die bessere Zukunft wünsche ich mir:  

  • Mehr Wertschätzung (auch monetär) für die systemrelevanten Mitarbeitenden, mehr Wertschätzung und AKTIVEN Einsatz für die demokratische Staats- und Gesellschaftsordnung, mehr aufklärenden und wissenschaftlichen Journalismus, mehr positive, demokratiewürdigende PR, weniger Populismus.  

  • Weniger „sich beschweren“, mehr „sich bedanken“ und „wertschätzen“, weniger Gedankenlosigkeit, mehr Achtsamkeit gegenüber der Verbreitung von „fake News“. 

Dazu wünsche ich mir, dass Menschen in unserer hochentwickelten und freien Gesellschaft aufhören, sich willfährig instrumentalisieren zu lassen und Manipulationen nicht unterstützen, indem sie sich einfach darüber Gedanken machen, welcher Quelle sie vertrauen und welche Zielsetzung, jede weitergeleitete Nachricht haben soll. 

Natürlich mache ich mir Sorgen als Unternehmerin. 

Fast 100% unserer Aufträge im Bereich Trainings, Workshops, Beratung und Coaching liegen brach. Und werden hoffentlich nicht storniert, sondern zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt – aber wer weiß das heute schon.  

Viele Recruitingaufträge wurden verständlicherweise storniert. Unsere komplette Leadgenerierung für das Neugeschäft aus persönlichen Netzwerken, Events und Workshops liegen auf Eis. Events mit sehr viel Vorarbeit wurden für knapp drei Monate abgesagt – und danach kommt das übliche Sommerloch. 

Was macht das alles mit Unternehmer*innen? Nichts anderes als sonst auch. Wir stehen auf und gehen los, sobald es wieder möglich ist. Dann schauen wir nach der Lage und passen uns an. Wir fahren auf Sicht und kümmern uns um die Sicherung des Betriebs und setzen alle möglichen Hebel in Bewegung.  

Wir überlegen jetzt, welche neuen Bedürfnisse und Chancen sich auftun. Wir sind aktiv und nehmen unsere Verantwortung als Vorbilder und Mutmacher*innen an und nehmen unsere Führungsrolle ein. Das erwarten unsere Mitarbeitenden und das erwarten wir auch selbst von uns.  

Das alles sind Gründe, warum ich als Unternehmerin froh und zuversichtlich auch während der Corona-Krise bin.  

Text: Martha Giannakoudi, Synnous Consulting GmbH