Ruhrgebiet

Vom Tabuthema zum Wirtschaftsfaktor: Wechseljahre anders denken und neu erleben

Obwohl im Zusammenhang mit dem VdU das Thema Frauengesundheit im ersten Moment wenig relevant erscheint, hat es doch großen Einfluss. Bei Frauengesundheit handelt es sich meist um ein privates Thema und hat somit in Unternehmen häufig keinen Platz hat. Manchmal ist es sogar ein Tabuthema.

Aktuell sind jedoch in Deutschland etwa neun Millionen Frauen von den Wechseljahren betroffen. Sie begegnen uns als Kundinnen und Führungskräfte, als Kolleginnen und Mitarbeiterinnen und in vielen anderen Rollen. Zudem ist diese Bevölkerungsgruppe die am stärksten wachsende in Deutschland, sodass die Gesundheit der Frauen in dieser Altersgruppe vor allem in Hinblick auf den Fachkräftemangel und die Absatzmärkte durchaus eine Rolle für Unternehmen spielen sollte. Der Landesverband Ruhrgebiet wollte die Zusammenhänge besser verstehen und machte dies zum Thema einer virtuellen Veranstaltung.

Susanne Liedtke von NOBODYTOLDME führte zunächst mit Zahlen, Daten und Fakten in die Thematik ein. Wir waren erstaunt, dass die Wechseljahre in Großbritannien bereits als Wirtschaftsfaktor erkannt wurden und in Studien untersucht werden.

Man geht davon aus, dass

  • in Großbritannien geschätzte 14 Millionen Arbeitstage pro Jahr als Folge der Wechseljahre ausfallen,
  • 25 Prozent der Kündigungsabsichten vermutlich durch die Wechseljahre bedingt sind,
  • Mitarbeiterinnen ihr volles Potential ausschöpfen könnten, wenn sie über ihre Beeinträchtigungen offen sprechen könnten,
  • sich die Chancen für die Besetzung von Führungspositionen mit Frauen erhöhen, wenn wir die Wechseljahre enttabuisieren und
  • sich ein neuer Blick auf die Wechseljahre vor allem auch für Unternehmen auszahlt.

Weiterhin klärte Susanne Liedtke für uns medizinische Begrifflichkeiten sowie gesundheitliche Zusammenhänge und empfahl, die Ernährung als einen wesentlichen Faktor zur Unterstützung der Gesundheit anzupassen. Sie schaffte ein erstes Bewusstsein dafür, wie wir Unternehmerinnen und unsere Mitarbeiterinnen gut und weiterhin leistungsfähig durch die doch lange Phase der Hormonumstellung kommen können. 

Das Thema Frauengesundheit ist sehr vielschichtig, sodass es „ein ganzes Dorf" brauche, um umfassend informiert zu sein. Daher ergänzte die Heilpraktikerin Birgit Henzler-Liepe den Aspekt der Hormone. Sie brachte uns sechs Frauentypen mit, anhand derer wir die hormonellen Veränderungen kennenlernen konnten, die sich mit dem Alter und/oder den Wechseljahren einstellen können. 

Spätestens an diesen Praxisbeispielen wurde deutlich, dass selbst kleine Veränderungen und Optionen für mehr Flexibilität einen großen Unterschied in der Leistungsfähigkeit der Frauen im Berufsalltag machen.

Nach all diesen Informationen rundete die Physiotherapeutin und Pilatestrainerin Susanne Emmerich den Abend mit konkreten Lösungen und Übungen ab. Sie ließ keinen Zweifel: Bewegung und Krafttraining machen einen großen Unterschied. Kleine Übungen lassen sich gut in den Berufsalltag integrieren und Unternehmen können den Einstieg mit entsprechenden Angeboten vereinfachen.

Die Teilnehmerinnen der virtuellen Veranstaltung erlebten einen abwechslungsreichen Abend voller neuer Kenntnisse, Impulse und Inspirationen. Am Ende kamen wir zu dem Schluss: In Deutschland ist das Thema noch am Anfang. Wer, wenn nicht wir als Unternehmerinnen, sollte die Aufmerksamkeit auf das Thema Frauengesundheit und Wechseljahre richten?