Wirtschaft & Arbeit Umfrage

VdU-Barometer zur Bundestagswahl 2025

Unternehmerinnen sehen Neuwahl als Chance für Neuanfang und Aufbruch und wünschen sich einen politischen Richtungswechsel unter Führung der Union – entweder in Koalition mit der FDP oder den Grünen

In der Unternehmerinnen-Umfrage zur Bundestagswahl 2025 vom November und Dezember 2024 sprechen sich 352 befragte Unternehmerinnen für eine entschlossene Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik aus. Die klare Erwartung: Eine unionsgeführte Regierung, die mit Steuersenkungen und Bürokratieabbau sowie mit Investitionen in Infrastruktur und Bildung das Wirtschaftswachstum ankurbelt und den Standort Deutschland stärkt. 

Rund 80 Prozent der befragten Unternehmerinnen begrüßen die vorgezogenen Neuwahlen durch den Koalitionsbruch und wünschen sich einen politischen und wirtschaftlichen Neuanfang. Die beliebtesten Regierungsbündnisse sind Schwarz-Gelb (42 %), Schwarz-Grün (32 %), Rot-Grün (13 %) oder Schwarz-Rot (10%). Koalitionen aus mehr Parteien finden kaum Zuspruch. Eine starke demokratische Mitte ist 98 Prozent der Unternehmerinnen wichtig oder sehr wichtig. 

Von der neuen Regierung erwarten sich die befragten Unternehmerinnen des VdU umfassende Reformen sowie das Aufholen lang aufgeschobener Investitionen und Modernisierungen. Dazu zählen: 

  • Maßnahmen zum Wirtschaftswachstum und Standortpolitik, insbesondere Steuersenkungen, Bürokratieabbau und De-Regulierung 
  • Investitionen in Infrastruktur und Bildung tätigen und private Investitionen ankurbeln  
  • Arbeitsanreize schaffen (Sozialleistungen/ Bürgergeld reformieren) und ein pragmatischer Umgang in der Migrationspolitik 
  • Energiepolitik mit Klimaschutz vereinen  

1. Deutschland ist als Standort nur bedingt wettbewerbsfähig 
Nur rund 17 Prozent der befragten Unternehmerinnen schätzen die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland als gut oder sehr gut ein. Mit ‚in Ordnung‘ bewerten knapp 39 Prozent der Befragten die Wettbewerbsfähigkeit, alarmierende 44 Prozent stufen sie als schlecht oder sehr schlecht ein.  

Gleichwohl geht es vielen Betrieben der Unternehmerinnen derzeit wirtschaftlich etwas besser, als die Bewertung des Standorts Deutschland annehmen lässt: Mehr als ein Drittel der Befragten geben an, dass es ihrem Unternehmen gut oder sehr gut geht (34,3 %), rund 40 Prozent der Unternehmen geht des in Ordnung, nur 15 Prozent schlecht oder sehr schlecht.  

2. Bürokratie ist größtes Hemmnis der Wirtschaft 
Die Erfüllung rechtlicher Auflagen und der große bürokratische Aufwand ist das größte Hemmnis für Unternehmen. Die befragten Unternehmerinnen nennen zudem folgende Bereiche, die besondere Hürden für den Wirtschaftsstandort Deutschland darstellen: 

  • Erfüllung rechtlicher Auflagen, die insbesondere in kleinen Unternehmen einen Großteil an Ressourcen binden; aufwendige Genehmigungsverfahren  
  • Hohe Lohnkosten und Sozialabgaben 
  • Personalmangel und schlechtes Bildungssystem 
  • Pessimistische Stimmung in Gesellschaft und Wirtschaft  

Als konkrete Bereiche, in denen bürokratische Entlastungsmaßnahmen notwendig sind, benennen die Unternehmerinnen folgende:  

  • Finanzbehörden, Steuern und Abgaben  
  • Eine Unternehmens-ID, die überall verwendet werden kann 
  • Baugenehmigungen 
  • Dokumentationspflichten, Nachhaltigkeitsberichte, Compliance 
  • Datenschutz 
  • Arbeitsecht, -zeit, -sicherheit  
  • Einheitliche Behörden, schnellere Antwortzeit von Behörden, Digitalisierung der Vorgänge  
  • Öffentliche Ausschreibungen  
  • Meldewesen 

3. Energiepreise senken und energieeffiziente Technologien fördern 
Gefragt nach den Top 3 energiepolitischen Maßnahmen, die den Unternehmerinnen ganz konkret und kurzfristig helfen würden, beantworteten die befragten Unternehmerinnen mit eine Senkung der Stromsteuer auf ein europäisches Minimum, die Vereinfachung privater Energieerzeugung und Eigenverbrauch sowie ein schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien. Spezifische Anreize, wie beispielsweise die Flexibilisierung von Stromtarifen angepasst an Verbrauchszeiten oder die Reduzierung der Netzentgelte in Bundesländern mit hohem Anteil an der Erzeugung erneuerbarer Energien wird von deutlich weniger Unternehmerinnen begrüßt. Die Senkung der Netzentgelte stellt für ein gutes Drittel der Unternehmerinnen eine hilfreiche Maßnahme dar. Fossile Energien spielen kaum eine Rolle.  

Gefragt nach der gewünschten politischen Unterstützung, um energieeffiziente Technologien in den Unternehmen einzusetzen, bevorzugen die VdU-Unternehmerinnen klar allgemeine Steuererleichterungen oder unbürokratische Förderprogramme.  

4. Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern – keine punktuellen Förderungen 
Auch bei der Umsetzung innovativer Projekte geben rund drei Viertel der Befragten an, dass der Vereinfachte Zugang zu Fördermitteln u. a. durch digitale und bürokratieärmere Prozesse unterstützend wirken würde. 42 Prozent für spezifische steuerliche Anreize aus. Bessere Vernetzung mit Forschungseinrichtungen würden 23 Prozent der Unternehmerinnen helfen. Bei dieser Frage war die Mehrfachnennung möglich. 

Als die zwei wichtigsten Bereiche, in denen öffentliche Investitionen notwendig sind, benennen die Unternehmerinnen die digitale Infrastruktur und die Verkehrsinfrastruktur. Ebenso wichtig scheint für die Unternehmerinnen zudem die Betreuungsinfrastuktur. 

5. Unzureichende Kinderbetreuungsangebote beeinträchtigen Unternehmen am stärksten 
Fehlende oder unzureichende Kinderbetreuungsangebote durch beispielsweise zu kurze Betreuungszeiten beeinträchtigen Unternehmen am stärksten. Die befragten Unternehmerinnen identifizieren zudem insbesondere sanierungsbedürftige Verkehrsanbindungen und mangelnde Glasfaseranbindung als die Top 3 Hemmnisse ihrer Region. Fehlende ÖPNV-Anbindungen folgen nahtlos auf Rang 4. 

Um das Betreuungsangebot zu verbessern und attraktiver zu gestalten, bewerten die befragten Unternehmerinnen eine Ausweitung von Kitaplätzen und der Ganztagsbetreuung sowie flexiblerer Betreuungszeiten als die zwei wichtigsten Maßnahmen. Zuschüsse zur betrieblichen Kinderbetreuung finden den geringsten Zuspruch. Grund dafür kann sein, dass für viele mittelständische Unternehmen eine betriebliche Kinderbetreuung nicht zu stemmen wäre. Stattdessen wird die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten von der Einkommenssteuer als hilfreicher eingeschätzt. 

6. Einen stabilen Arbeitsmarkt schaffen 
Die drei größten unausgeschöpften Potenziale an Fach- und Arbeitskräften sehen die befragten Unternehmerinnen in Frauen, geflüchteten Personen und der allgemeinen Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften. Weiterbildung und -Qualifizierung sehen rund ein Drittel unter den Top 3 der unausgeschöpften Potenziale und jede vierte Befrage sieht Potenzial in Rentner*innen. Langzeitarbeitslose Menschen werden von nur 19 Prozent der Unternehmerinnen als eines der größten drei unausgeschöpften Potenzialen gesehen.  

Einige Unternehmerinnen gaben auch Teilzeitarbeitende beziehungsweise den Trend hin zu weniger Wochenstunden als unausgeschöpftes Potential an. Da besonders viele Frauen in Teilzeit arbeiten, können diese Aspekte gemeinsam genannt werden.  

Hinsichtlich der Fachkräfteeinwanderung haben nur 17,3 Prozent der befragten Unternehmerinnen bislang eigene Erfahrungen mit dem neuen Zuwanderungsgesetz gemacht. 

Um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren und zu sichern sind attraktive Rahmenbedingungen essenziell. Gefragt nach den fünf wichtigsten Maßnahmen, sehen die Unternehmerinnen an erster Stelle die Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer, um „mehr Netto vom Brutto“ zu Verfügung zu haben und eine verlässliche Kinderbetreuung. Eine Senkung der Lohn-Nebenkosten und bessere Schulbildung werden ebenfalls von rund der Hälfte der Unternehmerinnen in den Top 5 genannt. Bürokratieabbau auf dem Arbeitsmarkt ist für ca. 38 Prozent der Befragten besonders relevant. Rund ein Drittel spricht sich für moderne und flexible Arbeitsbedingungen in den fünf wichtigsten Faktoren aus und ein modernes Arbeitsrecht aus. 

7. Frauen und Mädchen in MINT fördern 
In rund zwei Dritteln der von den Befragten geführten Unternehmen besteht ein erhöhter Bedarf an Kompetenzen in (technologischen) Bereichen, wie Digitalisierungsbeauftragte, Prozessmanager*innen, Nachhaltigkeitsmanager*innen oder IT-Fachkräften. Ein Drittel der befragten Unternehmerinnen sieht bei sich keinen Bedarf.  

Um diese Lücke jedoch zu schließen, müssen auch Frauen und Mädchen in den MINT-Studiengängen und Berufen gefördert werden. Die Hälfte der befragten Unternehmerinnen hält eine solche Förderung für sehr wichtig, um Geschlechterklischees zu überwinden. Ein Drittel befürwortet eine Förderung von Frauen und Mädchen, während andere Geschlechter jedoch nicht vernachlässigt werden sollten. Nur 17 Prozent der Befragten sehen keine besondere Priorität oder wünschen sich eine geschlechtsneutrale Förderung in den MINT-Fächern.  

 

Über die VdU-Umfrage
 
Regelmäßig befragt der VdU Unternehmerinnen zu aktuellen Themen. Über einen Zeitraum von sechs Wochen im November und Dezember 2024 nahmen 352 Unternehmerinnen am VdU-Bundestagsbarometer teil.  

Die Unternehmerinnen, die sich an der Umfrage beteiligten, sind in folgenden Branchen tätig: Beratung (36 %), sonstige Dienstleistungen (19 %), Industrie (10%), Handel und Sonstige (jeweils 6 %), Baugewerbe (5 %) und zu jeweils 4 % in IT, Kultur- und Kreativwirtschaft, Gesundheitswirtschaft und Finanz- und Versicherungen. Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe und Tourismuswirtschaft sind mit unter 1,5 % vertreten.  

Die Unternehmensgrößen verteilen sich wie folgt: Solo-Selbständige (14 %), 1-5 Beschäftigte (38 %), 6-20 Beschäftigte (22 %), 21-100 Beschäftigte (19 %), 101-250 Beschäftigte (3 %) und mehr als 250 Beschäftigte (5 %). 

Download: VdU-Barometer zur Bundestagswahl 2025

Pressekontakt  
Inken Patermann, Tel.: 030 200 59 19 19; E-Mail: inken.patermann@vdu.de, www.vdu.de