Niedersachsen

Die weitreichenden Folgen einer naheliegenden Idee

Kornelia Rust-Bulmahn erhält den mit 25.000 Euro dotierten Preis der IKEA Stiftung für herausragende und vorbildhafte Lebensleistungen. Damit ehrt die IKEA Stiftung die Gründerin der gemeinnützigen Gesellschaft „Hilfe für unsere Kinder“ in Hannover. Ausgezeichnet wird sie für ihren ausdauernden und kreativen Einsatz für die Belange von benachteiligten Kindern.

2001 stieß Kornelia Rust-Bulmahn als Teilnehmerin der nieder-sächsischen Armutskonferenz eher zufällig auf das Problem von unzureichender Ernährung der Schulkinder an Hannoveraner Förderschulen. Lehrkräfte in Förderschulen berichteten, dass die Schulkinder oft unkonzentriert und aggressiv zum Unterricht kamen – und dies vor allem in der zweiten Monatshälfte. Rust-Bulmahn, damals noch Journalistin, wollte dem Phänomen auf den Grund gehen und entdeckte, dass die Kinder in dieser Zeit meist ganz ohne Frühstück und Pausenbrot in die Schule kamen. Nicht einmal das Mittagessen nach der Schule war gesichert. Das Problem war so groß, dass die Lehrkräfte aus eigener Tasche Lebensmittel kauften, um den Kindern wenigstens mittags ein paar belegte Brote anbieten zu können.

Darüber schreiben reichte ihr nicht. Kornelia Rust-Bulmahn wollte etwas tun.
Die Idee, Geld für Lebensmittel zu sammeln, war naheliegend. Rust-Bulmahn setzte sie, zunächst unter dem Dach des Vereins „Hannoversche Initiative obdachloser Bürger“ (H.I.o.B.), um. Kaum war das Spendenprojekt angelaufen, kam der nächste Gedanke: Wenn die Förderschulen schon über gut ausgestattete Küchen verfügten, weil Hauswirtschaftslehre dort ein Hauptfach ist, warum dann nicht die jeweiligen Schüler gleich für die ganze Schule kochen lassen? Schnell zeigte sich, dass die Idee hervorragend funktionierte. Die Kinder hatten Spaß beim Kochen, fühlten sich gebraucht und
in ihren Leistungen bestätigt. Ihre Handlungskompetenz und die schulischen Leistungen verbesserten sich signifikant. Krank-meldungen und Fehlstunden sanken rapide.

Darf es etwas mehr sein?
Beflügelt von den Erfolgen entwickelte Rust-Bulmahn die nächste Idee: Warum Lebensmittel einkaufen, wenn die Kinder doch viel mehr davon hätten, Obst und Gemüse selbst anzubauen. So entstand das Projekt „Zukunftsgarten“. Kornelia Rust-Bulmahn pachtete ein Grundstück und begann mit den Schülern die Gemüsezucht. In rasantem Tempo führte eine erfolgreiche Idee zum nächsten kreativen Projekt. Es entstand die Koch-Olympiade, bei der die Kinder ihren Mitschülern, Eltern und Lehrkräften stolz zeigen, was sie  können. Dann folgte das „Kindertraumschiff“: ein selbst renovierter Kahn, auf dem Ausflüge und zahlreiche Aktionen für sozial benachteiligte Kinder stattfinden und der zum Vorzeigeprojekt im Bereich Gewaltprävention und Integration wurde.

Vom Pausenbrot zum dichten Aktionsnetz
In den vergangenen 18 Jahren hat Rust-Bulmahn ein dichtes Netz von Unterstützungsprojekten für benachteiligte Kinder geknüpft. Die IKEA Stiftung hat bereits mehrere dieser Einzelprojekte mit insgesamt 240.000 Euro gefördert. Beeindruckt von Rust-Bulmahns Mut und Ideenreichtum verleiht die Stiftung ihr am 22. Mai in Hannover nun auch den Preis der IKEA Stiftung für die herausragende Lebens-leistung. Kornelia Rust-Bulmahn hat angekündigt, das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro komplett in den Ausbau der Initiative „Hilfe für unsere Kinder“ einzubringen.