Was kommt als Nächstes? Niemand kann es sicher wissen, denn die Unberechenbarkeit liegt im Wesen der Sprunginnovation. Wohl aber können wir ihr auf die Sprünge helfen – und dabei auch sicherstellen, dass neue Technologie mehr nützt als schadet. Drei Hebel sind hier besonders wirksam.
Erstens: Die Hochinnovativen brauchen mehr Förderung und Freiraum. Sprunginnovationen werden oft von „Nerds mit Mission“ in die Welt gebracht. Bei der Bundesagentur für Sprunginnovationen nennen wir sie High Potentials. Sie haben in der Regel drei herausragende Eigenschaften: ein extremes, oft obsessives Interesse auf ihrem Fachgebiet, eine hohe Resilienz bei Rückschlägen und den tief verwurzelten Wunsch, eine Wirkung für die Welt zu erzielen. Im sozialen Umgang sind diese Charaktere oft nicht ganz einfach. Bildungssysteme müssen Freiräume für „HiPos“ schaffen, die quer zur Mehrheitsmeinung denken. Denn die Mehrheitsmeinung bringt keine Sprunginnovationen hervor.
Zweitens: Risikokapital muss seinem Namen (wieder) gerecht werden. Wo wirklich große Sprünge mit Deeptech unternommen werden, beispielsweise bei Klimatechnologien und Biotech, fehlt es an Kapital. Staat und Markt müssen hier Hand in Hand bessere Finanzierungsbedingungen für Sprunginnovator*innen schaffen. Zudem muss der Staat seine Einkaufsmacht besser nutzen. Risikokapitalgeber*innen sollten sich fragen, welche Wirkung sie außer kurzfristiger Rendite mit ihren Investitionen erzielen möchten.
Drittens: Wir müssen als Gesellschaft unser Verständnis dafür schärfen, welche Art von Innovationen wir auf Grundlage welcher Werte künftig entwickeln wollen. Hier müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Die Aufklärung gibt die Richtung vor. Ziel sind sprunghafte Innovationen, die das Leben einer größtmöglichen Anzahl von Menschen in größtmöglichem Umfang besser machen.
Wir als Technikoptimist*innen sind davon überzeugt, dass Wissenschaft und Technik in den kommenden Jahrzehnten viele Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit finden werden.
ZU DEN PERSONEN
RAFAEL LAGUNA DE LA VERA ist Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND, die disruptive Technologien fördert. Dabei sollen Forschungsideen, die das Potenzial zur Sprunginnovation haben, entdeckt und weiterentwickelt werden.
THOMAS RAMGE ist Buchautor und Keynote-Speaker. 2021 erschien im Econ-Verlag ihr gemeinsames Buch „Sprunginnovation: Wie wir mit Wissenschaft und Technik die Welt wieder in Balance bekommen“.
© Thomas Victor
Dieser Beitrag wurde erstmals in der UNTERNEHMERIN 01/24 veröffentlicht.