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Blockchain – die nützliche Datenschlange

Blockchain-­Technologie ist weit mehr als Bitcoin oder andere Kryptowährungen. Die Technologie birgt für Unternehmen, Organisationen und schlussendlich auch für Bürger*innen zahlreiche Vorteile. Der wohl wichtigste: die Datenhoheit.

Blockchain-Technologien haben den Vorteil, dass sie sich leicht in bestehende Infrastrukturen einbinden lassen und parallel zu herkömmlichen IT-Lösungen zum Einsatz kommen können. Dadurch ist es für Unternehmen aller Größenordnungen, auch für KMU, problemlos möglich, einzelne Technologien zu nutzen, ohne gleich die komplette IT-Infrastruktur umbauen zu müssen. Smart Contracts oder sichere Authentifizierungsmöglichkeiten mit der Blockchain bieten einen hohen Nutzen bei vergleichsweise geringen Kosten.

Für den Einsatz der Blockchain sind keine Server notwendig, und die notwendige Software steht meist als kostenlose Open Source zur Verfügung. Dadurch können Unternehmen neue Geschäftsmodelle erschließen und vorhandene Modelle verbessern. TUI etwa nutzt im Rahmen seines Projekts „Bed Swap“ die Blockchain, um die Auslastung von Hotels zu steuern. Mit dem System ist über die Blockchain in Echtzeit nachverfolgbar, wo Betten belegt und wo frei sind. Die freien Betten kann das System automatisiert auf Portalen, in Reisebüros oder anderswo vermarkten, und zwar ebenfalls länderübergreifend.

Mythos Klimakiller: mit der Blockchain gegen den Klimawandel

Blockchain-Technologie steht in Verdacht, klimaschädlich zu sein, doch das ist nicht zwangsläufig der Fall. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Blockchain in der integrierten Energiewende“ der Deutschen Energie-Agentur. Kämen nämlich energiesparende Technologien beim Einsatz der Blockchain ins Spiel, könne sie dabei helfen, den Klimawandel zu bekämpfen. So zeigt die Studie zahlreiche Anwendungsfälle für den Einsatz der Blockchain im Energiesektor. Die Verwendung der Blockchain kann sogar Energie einsparen, da viele Aufgaben automatisiert schneller ablaufen als ohne ihren Einsatz.

Der höhere Strombedarf, der in der Regel für Blockchain-Technologien notwendig wird, lässt sich mit erneuerbaren Energien decken, was durch Zertifikate nachweisbar ist. Diese Zertifikate sind auch für andere Einsatzgebiete sinnvoll und können wiederum in der Blockchain gespeichert werden. Produzent*innen erneuerbarer Energien können mithilfe der Blockchain ihren Strom ohne Zwischenhändler*in direkt an Endkund*innen verkaufen. Das reduziert die Preise und lässt sich transparent, sicher und günstig umsetzen.

Die Zahl der Zwischenhändler*innen lässt sich auch in anderen Branchen verkleinern, was für KMU aus verschiedenen Geschäftsfeldern sinnvoll sein kann. Das spart Geld, und auf die gleiche Weise steigt die Chance, dass Investitionen in Werbekampagnen wirklich bei den Kund*innen ankommen. Denn das dezentrale System der Blockchain ermöglicht es Verbraucher*innen und Anbieter*innen, direkt miteinander in Geschäftsbeziehung zu treten.

Die Vorteile der Blockchain: fälschungssicher und transparent

Bei der Blockchain handelt es sich um eine Datenbank, die nicht zentral auf einem Rechner gespeichert ist, sondern auf zahlreichen Rechnern der Beteiligten. Dabei speichern alle Teilnehmer*innen die komplette Kopie der Datenbank. Durch diese Verteilung gibt es keine Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter. Eine wesentliche Rolle spielt auch der Datenschutz. Durch die Blockchain ist gewährleistet, dass die Daten sicher und verschlüsselt sind.

Dazu kommt, dass alle Aktionen hintereinander gehängt werden und damit in der Datenbank dauerhaft chronologisch gespeichert sind. Es lassen sich weder Daten aus der Blockchain löschen noch nachträglich manipulieren. Dafür sorgt ein spezieller Mechanismus, der quer durch alle angebundenen Rechner sicherstellt, dass neue Aktionen erst von allen oder dem größten Teil der gespeicherten Blockchain-Kopien der Teilnehmer*innen verifiziert werden müssen, bevor sie in die Datenbank geschrieben werden. Dadurch sind Fälschungen nahezu unmöglich.

Gleichzeitig ist die Blockchain transparent. Alle Transaktionen innerhalb der Blockchain können öffentlich nachvollzogen werden. Diese Transparenz sorgt dafür, dass ein Betrug kaum möglich ist – und macht die Blockchain zu einer sehr fairen Angelegenheit, anders als bei den Algorithmen, die Facebook, Instagram oder andere soziale Netzwerke nutzen. Deren Abläufe sind weder öffentlich zugänglich noch auf eine andere Art transparent. Dadurch können Konzerne und sogar einzelne ihrer Mitarbeitenden festlegen, was Millionen von Menschen auf ihren Timelines sehen oder eben nicht. Beim Einsatz der Blockchain-Technologie geschieht so etwas nicht. Das verhindern die Transparenz und demokratische Abstimmungen zwischen den Mitgliedern.

Smart Contract – wichtiges Element der Blockchain

In einer Blockchain lassen sich „Smart Contracts“ speichern – kleine, intelligente Programme, mit denen die Blockchain und deren Verwendung gesteuert werden. So kann der Smart Contract in einer Lieferkette automatisiert Waren bezahlen, wenn diese am Zielort angekommen sind. Lieferketten sind dadurch wesentlich transparenter und sicherer, gleichzeitig lassen sie sich auch sehr flexibel anpassen. Unternehmen können durch gemeinsame Smart Contracts besser zusammenarbeiten.

Diese sind außerdem ein ideales Werkzeug, um den Ablauf von Lieferungen über den kompletten Lieferweg hinweg nachzuverfolgen. Das verhindert Betrug oder Fälschungen und sorgt für einen reibungslosen, sicheren und gleichzeitig transparenten Ablauf. In den USA werden auf diesem Weg bereits Medikamente überwacht. Interessant sind die Smart Contracts auch bezüglich des neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Es verpflichtet das Unternehmen dazu, im Rahmen einer kompletten Lieferkette dafür zu sorgen, möglichst umweltschonend und unter guten Arbeitsbedingungen zu produzieren. Die Einhaltung dieser Vorgaben können Unternehmen auch für Marketingzwecke nutzen, da der Einsatz der Blockchain nachzuweisen hilft, wie wichtig dem Unternehmen der Einsatz moderner Technologien sowie die Einhaltung des Umweltschutzes und der Menschenrechte ist.

Durch Sensoren, die an Paletten oder Waren angebracht sind, kann ein Smart Contract zuverlässig die Produkte und deren Lieferweg nachverfolgen. Wichtig ist das auch für verderbliche Waren oder zum Einhalten der Kühlkette. Auch hier kann die Blockchain automatisiert, fälschungssicher und transparent über Smart Contracts und Sensoren für Klarheit sorgen. Da die Speicherung dieser Daten in der Blockchain erfolgt, beugt die Verwendung von Smart Contracts Produktfälschungen vor.

Blockchain – die Chance für Unternehmen

Legen die Inhaber*innen eines Unternehmens Regeln fest, mit denen ein Unternehmen arbeiten soll, lassen sich diese Regeln fest in der Blockchain dokumentieren. Unternehmen, die darauf setzen, werden als Decentralized Autonomous Or-ganizations (DAOs) bezeichnet. In DAOs treffen Vorgesetzte keine Entscheidungen. Vielmehr legen die Verantwortlichen in einem Smart Contract einmalig fest, nach welchen Regeln das Unternehmen arbeiten soll. Es gibt keine zentralen Unternehmensentscheidungen, nationale Bindungen oder Hierarchien, sondern alle Änderungen an dem Vertrag erfordern demokratische Prozesse, die transparent nachvollziehbar in der Blockchain gespeichert sind.

Der Smart Contract einer DAO steuert Abläufe, Algorithmen, Gehaltszahlungen, Entscheidungen und Aktionen auf Basis der gemeinsam festgelegten Regeln. Willkürliche Änderungen an Algorithmen, wie sie bei Facebook und in anderen Netzwerken in der Vergangenheit geschehen sind, bleiben dabei ausgeschlossen. Natürlich kann es Regeländerungen geben, wenn die Mehrzahl der Mitglieder diesen zustimmen und den zugrunde liegenden Smart Contract ändern. Dieser führt die Änderungen im Anschluss gerecht automatisiert um.

Um mit der Blockchain-Technologie zu arbeiten, muss aber nicht das gesamte Unternehmen auf einem Smart Contract aufbauen. So lassen sich zum Beispiel die sensiblen Daten der Personalabteilung oder Verträge der Geschäftsführung als „Einzellösung“ mit Blockchain sichern. Das macht die Blockchain zu einer Technologie, die für jedes Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen bereithält.

Text: Thomas Joos
Grafik: Lerbank-bbk22/Shutterstock

Dieser Text wurde erstmals in der UNTERNEHMERIN (2022/2) veröffentlicht.